Thyphloiulus illyricus

Karl W. Verhoeff, 1933, Arthropoden aus südostalpinen Höhlen, MITTEILUNGEN über Höhlen- und Karstforschung Zeitschrift des Hauptverbandes Deutscher Höhlenfqrscher Jahrgang 1933, Berlin W. 15: W. JUNK, pp. 1-21 : 15-17

publication ID

Verhoeff-1933-full-article

DOI

https://doi.org/10.5281/zenodo.6287497

persistent identifier

https://treatment.plazi.org/id/7F84CA1F-BE7A-C517-8248-B666BD6A3276

treatment provided by

Teodor

scientific name

Thyphloiulus illyricus
status

 

Thyphloiulus illyricus , stygis m. nenne ich eine Form, deren ♂ bei 38 mm Länge 107 Beinpaare besitzt, also um 18 Beinpaare das bisherige Maximum des typischen illyricus übertrifft. Die Penes sind normal entwickelt und die in Abb. 28 dargestellten Gonopoden stimmen bis auf einige kleine Unterschiede mit denen des illyrictus überein. Auch in dem Auftreten spärlicher Borsten in der Hinterhälfte der Stämme des Gnathochilarium gleicht diese Form dem illyricus .

Von besonderem Interesse, im Zusammenhang mit der Grösse und hohen Beinpaarzahl, ist aber das Verhalten des 1. Beinpaares (Abb. 29), welches von dem des illyricus (Abb. 30) beträchtlich abweicht und zwar in dem Sinne, dass es weniger zurückgebildet ist als die Häkchenbeine typischer entwickelter Juliden-Männchen. Seit vielen Jahren habe ich in verschiedenen Aufsätzen darüber berichtet, dass Zustände des 1. männlichen Beinpaares wie der in der Abb. 29 dargestellte, charakteristisch sind für Schaltmännchen und besonders verweise ich auf meinen Aufsatz " über Doppelmännchen bei Diplopoden", Zool. Anzeiger, Bd. 23, Nr. 605, 1900, in welchem ich auf S. 43 zwei Abbildungen des 1. Beinpaares von zwei Schaltmännchen des Cylindroiulus nitidus VERH. gegeben habe, deren eine (II) die grösste Aehnlichkeit zeigt mit der beistehenden Abb. 29. des stygis ! Der Unterschied liegt fast nur noch darin, dass bei dem nitidus-Schaltmännchen das 1. Beinpaar noch ein Krallenrudiment besitzt, während ein solches bei stygis fehlt.

Diese grosse Aenlichkeit des 1. Beinpaares von illyricus , stygis mit dem mancher Schaltmännchen einerseits und die genannte maximale Grösse und sehr hohe Beinpaarzahl andererseits führen mich zu dem Schlusse, dass sich stygis ebenfalls aus einem Schalt männchen entwickelt hat und demnach mit Periodomorphose.

Wer die einschlägige Literatur über Schaltmännchen und Periodomorphose kennt, wird mit mir den Einwurf erheben, dass ich diese Form nicht als eine Rasse, sondern als Peridomorphose-Form hätte bezeichnen sollen und demnach illyricus elongatus nennnen, analog z. B. dem Tachypodoiulus albipes elongatus , der Fundamentalart für die Entdeckung der Periodomorphose! In der Tat war das auch meine ursprüngliche Ansicht und Absicht, aber verschiedene Umstände führten mich zu der Ueberzeugung, dass die Merkwürdigkeit dieser Form nicht mit der Feststellung einer Periodomorphose erschöpft ist, sondern dass wir es auch zugleich mit einer abweichenden systematischen Form zu tun haben, weshalb die subspecifiche Benennung gerechtfertigt ist. Der stygis unterscheidet sich aber vom echten Typhloiulus illyricus :

1. durch das 1. Beinpaar des ♂. Während dasselbe bei illyricus (Abb. 30) den bekannten Bau zeigt, also kräftig entwickelten Unkus, unvollkommene Absetzung des Femur und einheitlichen Tibiotarsus (tt) ist bei stygis (Abb. 29) der Unkus erst angedeutet, die Gliederung des Telopodit aber viel weniger verwischt, denn Präfemur, Femur, Tibia und Tarsus sind noch deutlich gegen einander abgesetzt.

2. besitzt illyricus am 2.-7. Beinpaar, besonders an der Tibia kräftig entwickelte Polster, welche dem stygis gänzlich fehlen.

3. liegen auch einige Unterschiede in den Gonopoden vor, denn wie sich aus einem Vergleich der beistehenden Abb. 28 mit der Abb. 1 im Aufsatz dieser Serie 1929 ergibt, liegt der Wulst innen an der Basis der Mesomorite (x) in derselben Höhe mit seinem Ende wie das Ende des Innenlappens (la) der Promerite (bei illyricus dagegen weiter endwärts), das Ende der Mesomerite bleibt hinter dem der Promerite zurück und ist nicht gebogen (bei illyricus reicht es ebenso weit heraus wie das Promerit und ist entschieden gebogen). Am Opisthomerite ist das Ende des Solänomerit mit einem einfachen Haarbüschel besetzt (bei illyricus ragt nach vorn ein Zapfen vor).

Da die Periodomorphose eine sexuelle Entwicklungshemmung mit Perioden ist, könnte man einwenden, dass der stygis ebenfalls als eine Hemmungsform aufgefasst werden könnte. Wenn das der Fall wäre, müsste man Jedoch annehmen, dass diese Hemmung in allen sexuellen Charakteren zum Ausdruck kommen würde, was wie sich aus dem Gesagten ergibt, jedoch nicht der Fall ist. Demnach fasse ich den illyricus stygis als eine Form auf, welche zwar einerseits sich mit Periodomorphose entwickelt, andererseits aber auch verschiedene Rassemerkmale besitzt.

Das Interesse für die Typhloiulus und ihre Variation wird durch diese Verhältnisse bedeutend erhöht und es ist zu wünschen, dass weitere Funde unsere Kenntnisse in dieser Richtung bald vervollständigen werden.

Vorkommen: Am 22. II. 31 erbeutete K. STRASSER in der Pecina Glavici bei Pinguenta in lstrien 1 ♂, 1 ♀, 1 j. ♀ und 6 Larven. Er schrieb mir hierüber Folgendes: " 10 km OSO von Pinguente , im Dorf Glavici , Eocänkalk, 380 m Höhe. Lange, gangartige Höhle, sehr nass, mit Lehm und vielen Wassertümpeln mit Schlammgrund." Alle Funde wurden im Dunkeln gemacht. Die Tiere befanden sich teils auf feuchtem Sinter, teils auf Lehm und Holz .

Hinsichtlich der 8 mm langen Larven mit 29 Beinpaaren und 6 beinlosen Endringen verdient noch hervorgehoben zu werden, dass die Endglieder der Antennen bereits zahlreiche Sinnesstäbchen besitzen und einen gut entwickelten präanalen Fortsatz. Sie enthalten zahlreiche Kalk-Krystallkörper, die teilweise wie sprossende Hefezellen an einander sitzen und zwar, was besonders bemerkenswert ist, grösstenteils in den beinlosen Rumpfringen und hier besonders zahlreich untenim Sprossungsgebiet, wo bei der Neubildung und Umbildung der Ringe ein besonders hohes Kalkbedürfnis vorliegt.

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