Chalicotheriidae

Chalicotheriidae (Mammalia, Perissodactyla), Heissig, Kurt & Fejfar, Oldřich, 2013, Die Säugetiere Aus Dem Untermiozän Des Chomutov Beckens - I., Acta Musei Nationalis Pragae Series B 69 (1 - 2), pp. 7-64 : 14-18

publication ID

https://doi.org/ 10.5281/zenodo.13191078

persistent identifier

https://treatment.plazi.org/id/FF268792-775A-A528-FC9F-FD48FC1DF7B3

treatment provided by

Felipe

scientific name

Chalicotheriidae
status

 

2. Chalicotheriidae

Nachdem in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts die Zusammengehörigkeit typisch perissodactyler Backenzähne mit grossen, krallenbewehrten Extremitäten geklärt wurde, ( Filhol 1891: 295 ff., Depéret 1892: 63 ff.), waren gegen Ende dieses Jahrhunderts bereits mehrere Gattungen von Chalicotheriiden benannt ( Kaup 1833, der die Krallen von Chalicotherium auf Deinotherium giganteum bezog, Blainville 1849, Lartet 1851, Gaudry 1862, Kowalevsky 1874, Marsh 1877), ohne dass die Zusammengehörigkeit der Zähne und der Extremitätenknochen geklärt war. Holland und Peterson (1914: 201) trennten die Schizotheriinae auf der Ebene von Unterfamilien von den Chalicotheriinae. Ihre Unterfamilie der Moropodinae wurde allerdings von jüngeren Autoren ( Koenigswald 1932: 19) wieder mit den Schizotheriinae vereinigt, nachdem Matthew (1917: 576) das trennende Merkmal, eine Gelenkfacette, die Filhol (1894: 144) dem MC I zusprach, auf der Medialseite des MC II bei Schizotherium als Fläche für das Carpale 1 erkannt und damit das Auftreten eines MC I in Abrede gestellt hatte. Allerdings trennte er die niederkronigen und die hochkronigen Formen nur als zwei Serien seiner Unterfamilie Chalicotheriinae ( Matthew 1929: 519). Koenigswald (1932: 22) erhob diese, anlässlich seiner Aufstellung der Gattung Metaschizotherium aus dem europäischen Mittelmiozän, wieder auf das Niveau von Unterfamilien und ordnete die damals bekannten Gattungen diesen in der heute noch anerkannten Weise zu. Trotz der Bearbeitung weiterer Fundkomplexe aus dem Miozän von Asien ( Pilgrim 1908, 1912, Colbert 1934, 1935) und Europa, ( Viret 1951, Belinchon und Montoya 1990) blieb die Kenntnis dieser Unterfamilie wegen deren geringen Stückzahlen sehr beschränkt. In neuerer Zeit haben sich Butler (1965) und insbesondere Coombs (1974, 1978, 1979, 1989, 2004, 2009, Schulz et al. 2007, Fahlke und Coombs 2009, Schulz und Falke 2009) mit schizotheriinen Chalicotheriiden systematisch auseinandergesetzt. Während die nordamerikanischen Gattungen und die eurasischen des mittleren und oberen Miozäns inzwischen meist gut belegt sind, liegen von den meisten oligozänen und untermiozänen Arten Europas nur so spärliche Fundkomplexe vor, dass sie als Basis für die Bestimmung vollständigeren Materials kaum geeignet sind. Eine Ausnahme bildet das asiatische Material von Borissiakia betpakdalensis ( Borissiak 1918, 1946, Flerov 1938). Das reichhaltige Material von Merkur-Nord erlaubt es nun erstmals, eine Art aus dem Untermiozän Europas vollständig zu charakterisieren.

Material

Das untersuchte Material stammt aus den Sammlungen: Oldřich Janeček und Pavel Coufal, DNT (Kennzeichen JC), Zdeněk Dvořák ( ZD) und den schon 2013 am Nationalmuseum befindlichen von Oldřich Fejfar und Jiří Vykydal (NM).

Abb. 8. Terminologie der Zahnelemente von Chalicotheriiden, A. Oberer Molar, B. Oberer Prämolar, C. Unterer Molar, (aus Coombs 1978, verändert).

Den folgenden Beschreibungen ist die morphologische Terminologie von Coombs (1978: 15 ff.) und Fahlke und Coombs (2009) zu Grunde gelegt. Nähere Erläuterungen der Zahnmorphologie siehe Abb. 8. Die Skelettelemente werden mit den allgemeinen Bezeichnungen in abgekürzter Form benannt. Diese sind in Tab. 2 den traditionellen Bezeichnungen der Säugetiermorphologie gegenübergestellt. Die Abkürzungen ergeben sich aus Tabelle 1. Seitliche Richtungsangaben werden abweichend von Coombs (1978 etc.) mit medial und lateral anstelle von radial und ulnar resp. tibial und fibular bezeichnet.

Die Vergleiche wurden durchgeführt an Material von Metaschizotherium bavaricum von Sandelzhausen in der

Alv AM AMNH B

biol BMNH Cap cran caud CM Coll Corp

D

D2

d2

dex di diag. Dist dist dors Ed

EZ Fac. GPIT H

h

Hld

Hy Hyd i inf juv

L

lab lat

M

m

Alveole

Pratt Museum, Amherst College American Museum Natural Hist.

Breite (mediolateral)

biologisch

British Museum of Natural Hist.

Caput cranial caudal

Carnegie Museum, Pittsburgh

Collum

Corpus

Durchmesser (craniocaudal)

zweiter oberer Milchmolar zweiter unterer Milchmolar dextral, rechts

Milchincisiv diagonal

Distanz distal dorsal

Entoconid

Einzelzahn

Gelenkfacette

Geologisch-Paläontologisches Institut Tübingen Höhe hinten

Hypolophid

Hypocon

Hypoconid

Incisiv inferior, unten juvenil

Länge (mesiodistal oder proximodistal)

labial lateral oberer Molar unterer Molar

Bayerischen Staatssammlung für Paläontologie und Geologie in München, an Material von Moropus wetzleri in derselben Staatssammlung, am Staatlichen Naturkundemuseum in Stuttgart und am Naturmuseum Augsburg.

Weiteren Vergleichen liegen die Abbildungen von mehreren Moropus -Arten und Tylocephalonyx aus den Arbeiten von Holland und Peterson (1914), und Coombs (1978, 2009), von Phyllotillon naricus aus den Arbeiten von Pilgrim (1908, 1912) und Forster-Cooper (1920), von Metaschizotherium fraasi aus den Arbeiten von Koenigswald (1932) und Fahlke und Coombs (2009) zu Grunde. Weitere Einzelstücke aus europäischen Faunen, die in Vergleiche einbezogen wurden, werden im Einzelfall angegeben.

max Mcl

Me Med med min Mld mes Mest min MHNL Mst Mstd NMA NMP NHMW OK OZR

P

p

Pa

Pad Pald

Pr

Prcd Prl prox Pst

sin SMNS sup

Tad

Trd

Tro

UK UZR

v

YPM maximal, Maximalwert

Metaconulus

Metacon

Metaconid medial minimal, Minimalwert

Metalophid mesial

Metastyl minimal

Mus. d’Histoire Naturelle Lyon

Mesostyl

Metastylid

Naturmuseum Augsburg Nationalmuseum Prag

Naturhistorisches Museum Wien Oberkiefer obere Zahnreihe oberer Prämolar unterer Prämolar

Paracon

Paraconid

Paralophid

Protocon

Protoconid

Protoconulus proximal

Parastyl sinistral, links

Staatliches Museum für Naturkunde Stuttgart superior, oben

Talonid

Trigonid

Trochlea

Unterkiefer untere Zahnreihe vorn

Yale Peabody Museum

Richtungsbezeichnungen an Autopodien.

(proximal und distal stimmen generell überein.)

2.1. Systematik und Morphologie

Klasse: Mammalia LINNAEUS, 1758

Ordnung: Perissodactyla OWEN, 1848

Überfamilie: Chalicotherioidea GILL, 1872

Familie: Chalicotheriidae GILL, 1872

Unterfamilie Schizotheriinae , HOLLAND et PETERSON, 1914

Gattung: Phyllotillon PILGRIM, 1912

D i a g n o s e: Mittelgrosser, niederkroniger Schizotheriine mit langgestrecktem und mit einer Labialleiste versehenem Protoconus der oberen Prämolaren. Obere Molaren mässig hochkronig und langgestreckt, mit stark nach distal verlagertem Protoconus und schwacher Metaconusrippe der Aussenwand, ohne Crista und meist ohne Crochet.

A n m e r k u n g e n: Im Rahmen der allgemeinen Tendenz zunehmender Grösse und verstärkter Langstreckung der Backenzähne nimmt Phyllotillon eine mittlere Position zwischen Schizotherium und Ancylotherium ein, die etwa dem gut bekannten Moropus Nordamerikas entspricht. Von dieser Gattung unterscheidet sich Phyllotillon durch den rechteckigen Umriss, also eine stärkere Molarisierung der oberen Prämolaren und die schwache Metaconusrippe der oberen Molaren, auch wenn über den systematischen Wert dieser Merkmale wenig bekannt ist. Da diese Form der Prämolaren einen stärkeren Trend zur Molarisierung anzeigt und mit jüngeren Gattungen wie Metaschizotherium und Ancylotherium übereinstimmt, scheint sie als Gattungsmerkmal zur Abtrennung von Moropus geeignet. Der Reduktionsgrad des Hintercingulums am m3 ist bei Phyllotillon geringer als bei Moropus .

AM

Australian Museum

AMNH

American Museum of Natural History

CM

Chongqing Museum

GPIT

Institut und Museum fur Geologie und Palaeontologie, Universitat Tuebingen

MHNL

Musee Guimet d'Histoire Naturelle de Lyon

NMP

National Museum (Prague)

NHMW

Naturhistorisches Museum, Wien

SMNS

Staatliches Museum fuer Naturkund Stuttgart

YPM

Peabody Museum of Natural History

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