Chalicotheriidae
publication ID |
https://doi.org/ 10.5281/zenodo.13191078 |
persistent identifier |
https://treatment.plazi.org/id/FF268792-775A-A528-FC9F-FD48FC1DF7B3 |
treatment provided by |
Felipe |
scientific name |
Chalicotheriidae |
status |
|
Nachdem in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts die Zusammengehörigkeit typisch perissodactyler Backenzähne mit grossen, krallenbewehrten Extremitäten geklärt wurde, ( Filhol 1891: 295 ff., Depéret 1892: 63 ff.), waren gegen Ende dieses Jahrhunderts bereits mehrere Gattungen von Chalicotheriiden benannt ( Kaup 1833, der die Krallen von Chalicotherium auf Deinotherium giganteum bezog, Blainville 1849, Lartet 1851, Gaudry 1862, Kowalevsky 1874, Marsh 1877), ohne dass die Zusammengehörigkeit der Zähne und der Extremitätenknochen geklärt war. Holland und Peterson (1914: 201) trennten die Schizotheriinae auf der Ebene von Unterfamilien von den Chalicotheriinae. Ihre Unterfamilie der Moropodinae wurde allerdings von jüngeren Autoren ( Koenigswald 1932: 19) wieder mit den Schizotheriinae vereinigt, nachdem Matthew (1917: 576) das trennende Merkmal, eine Gelenkfacette, die Filhol (1894: 144) dem MC I zusprach, auf der Medialseite des MC II bei Schizotherium als Fläche für das Carpale 1 erkannt und damit das Auftreten eines MC I in Abrede gestellt hatte. Allerdings trennte er die niederkronigen und die hochkronigen Formen nur als zwei Serien seiner Unterfamilie Chalicotheriinae ( Matthew 1929: 519). Koenigswald (1932: 22) erhob diese, anlässlich seiner Aufstellung der Gattung Metaschizotherium aus dem europäischen Mittelmiozän, wieder auf das Niveau von Unterfamilien und ordnete die damals bekannten Gattungen diesen in der heute noch anerkannten Weise zu. Trotz der Bearbeitung weiterer Fundkomplexe aus dem Miozän von Asien ( Pilgrim 1908, 1912, Colbert 1934, 1935) und Europa, ( Viret 1951, Belinchon und Montoya 1990) blieb die Kenntnis dieser Unterfamilie wegen deren geringen Stückzahlen sehr beschränkt. In neuerer Zeit haben sich Butler (1965) und insbesondere Coombs (1974, 1978, 1979, 1989, 2004, 2009, Schulz et al. 2007, Fahlke und Coombs 2009, Schulz und Falke 2009) mit schizotheriinen Chalicotheriiden systematisch auseinandergesetzt. Während die nordamerikanischen Gattungen und die eurasischen des mittleren und oberen Miozäns inzwischen meist gut belegt sind, liegen von den meisten oligozänen und untermiozänen Arten Europas nur so spärliche Fundkomplexe vor, dass sie als Basis für die Bestimmung vollständigeren Materials kaum geeignet sind. Eine Ausnahme bildet das asiatische Material von Borissiakia betpakdalensis ( Borissiak 1918, 1946, Flerov 1938). Das reichhaltige Material von Merkur-Nord erlaubt es nun erstmals, eine Art aus dem Untermiozän Europas vollständig zu charakterisieren.
Material
Das untersuchte Material stammt aus den Sammlungen: Oldřich Janeček und Pavel Coufal, DNT (Kennzeichen JC), Zdeněk Dvořák ( ZD) und den schon 2013 am Nationalmuseum befindlichen von Oldřich Fejfar und Jiří Vykydal (NM).
Abb. 8. Terminologie der Zahnelemente von Chalicotheriiden, A. Oberer Molar, B. Oberer Prämolar, C. Unterer Molar, (aus Coombs 1978, verändert).
Den folgenden Beschreibungen ist die morphologische Terminologie von Coombs (1978: 15 ff.) und Fahlke und Coombs (2009) zu Grunde gelegt. Nähere Erläuterungen der Zahnmorphologie siehe Abb. 8. Die Skelettelemente werden mit den allgemeinen Bezeichnungen in abgekürzter Form benannt. Diese sind in Tab. 2 den traditionellen Bezeichnungen der Säugetiermorphologie gegenübergestellt. Die Abkürzungen ergeben sich aus Tabelle 1. Seitliche Richtungsangaben werden abweichend von Coombs (1978 etc.) mit medial und lateral anstelle von radial und ulnar resp. tibial und fibular bezeichnet.
Die Vergleiche wurden durchgeführt an Material von Metaschizotherium bavaricum von Sandelzhausen in der
Alv AM AMNH B
biol BMNH Cap cran caud CM Coll Corp
D
D2
d2
dex di diag. Dist dist dors Ed
EZ Fac. GPIT H
h
Hld
Hy Hyd i inf juv
L
lab lat
M
m
Alveole
Pratt Museum, Amherst College American Museum Natural Hist.
Breite (mediolateral)
biologisch
British Museum of Natural Hist.
Caput cranial caudal
Carnegie Museum, Pittsburgh
Collum
Corpus
Durchmesser (craniocaudal)
zweiter oberer Milchmolar zweiter unterer Milchmolar dextral, rechts
Milchincisiv diagonal
Distanz distal dorsal
Entoconid
Einzelzahn
Gelenkfacette
Geologisch-Paläontologisches Institut Tübingen Höhe hinten
Hypolophid
Hypocon
Hypoconid
Incisiv inferior, unten juvenil
Länge (mesiodistal oder proximodistal)
labial lateral oberer Molar unterer Molar
Bayerischen Staatssammlung für Paläontologie und Geologie in München, an Material von Moropus wetzleri in derselben Staatssammlung, am Staatlichen Naturkundemuseum in Stuttgart und am Naturmuseum Augsburg.
Weiteren Vergleichen liegen die Abbildungen von mehreren Moropus -Arten und Tylocephalonyx aus den Arbeiten von Holland und Peterson (1914), und Coombs (1978, 2009), von Phyllotillon naricus aus den Arbeiten von Pilgrim (1908, 1912) und Forster-Cooper (1920), von Metaschizotherium fraasi aus den Arbeiten von Koenigswald (1932) und Fahlke und Coombs (2009) zu Grunde. Weitere Einzelstücke aus europäischen Faunen, die in Vergleiche einbezogen wurden, werden im Einzelfall angegeben.
max Mcl
Me Med med min Mld mes Mest min MHNL Mst Mstd NMA NMP NHMW OK OZR
P
p
Pa
Pad Pald
Pr
Prcd Prl prox Pst
sin SMNS sup
Tad
Trd
Tro
UK UZR
v
YPM maximal, Maximalwert
Metaconulus
Metacon
Metaconid medial minimal, Minimalwert
Metalophid mesial
Metastyl minimal
Mus. d’Histoire Naturelle Lyon
Mesostyl
Metastylid
Naturmuseum Augsburg Nationalmuseum Prag
Naturhistorisches Museum Wien Oberkiefer obere Zahnreihe oberer Prämolar unterer Prämolar
Paracon
Paraconid
Paralophid
Protocon
Protoconid
Protoconulus proximal
Parastyl sinistral, links
Staatliches Museum für Naturkunde Stuttgart superior, oben
Talonid
Trigonid
Trochlea
Unterkiefer untere Zahnreihe vorn
Yale Peabody Museum
Richtungsbezeichnungen an Autopodien.
(proximal und distal stimmen generell überein.)
2.1. Systematik und Morphologie
Klasse: Mammalia LINNAEUS, 1758
Ordnung: Perissodactyla OWEN, 1848
Überfamilie: Chalicotherioidea GILL, 1872
Familie: Chalicotheriidae GILL, 1872
Unterfamilie Schizotheriinae , HOLLAND et PETERSON, 1914
Gattung: Phyllotillon PILGRIM, 1912
D i a g n o s e: Mittelgrosser, niederkroniger Schizotheriine mit langgestrecktem und mit einer Labialleiste versehenem Protoconus der oberen Prämolaren. Obere Molaren mässig hochkronig und langgestreckt, mit stark nach distal verlagertem Protoconus und schwacher Metaconusrippe der Aussenwand, ohne Crista und meist ohne Crochet.
A n m e r k u n g e n: Im Rahmen der allgemeinen Tendenz zunehmender Grösse und verstärkter Langstreckung der Backenzähne nimmt Phyllotillon eine mittlere Position zwischen Schizotherium und Ancylotherium ein, die etwa dem gut bekannten Moropus Nordamerikas entspricht. Von dieser Gattung unterscheidet sich Phyllotillon durch den rechteckigen Umriss, also eine stärkere Molarisierung der oberen Prämolaren und die schwache Metaconusrippe der oberen Molaren, auch wenn über den systematischen Wert dieser Merkmale wenig bekannt ist. Da diese Form der Prämolaren einen stärkeren Trend zur Molarisierung anzeigt und mit jüngeren Gattungen wie Metaschizotherium und Ancylotherium übereinstimmt, scheint sie als Gattungsmerkmal zur Abtrennung von Moropus geeignet. Der Reduktionsgrad des Hintercingulums am m3 ist bei Phyllotillon geringer als bei Moropus .
AM |
Australian Museum |
AMNH |
American Museum of Natural History |
CM |
Chongqing Museum |
GPIT |
Institut und Museum fur Geologie und Palaeontologie, Universitat Tuebingen |
MHNL |
Musee Guimet d'Histoire Naturelle de Lyon |
NMP |
National Museum (Prague) |
NHMW |
Naturhistorisches Museum, Wien |
SMNS |
Staatliches Museum fuer Naturkund Stuttgart |
YPM |
Peabody Museum of Natural History |
No known copyright restrictions apply. See Agosti, D., Egloff, W., 2009. Taxonomic information exchange and copyright: the Plazi approach. BMC Research Notes 2009, 2:53 for further explanation.