Ethmia candidella (Alphéraky, 1908)

Bryner, Rudolf & Sonderegger, Peter, 2016, Die Ethmiidae der Schweiz (Lepidoptera), Entomo Helvetica 9, pp. 19-34 : 21-23

publication ID

https://doi.org/ 10.5169/seals-986142

DOI

https://doi.org/10.5281/zenodo.7789172

persistent identifier

https://treatment.plazi.org/id/03C6DB16-FFE9-FFAF-FF4E-FC0AFB93FCE5

treatment provided by

Carolina

scientific name

Ethmia candidella (Alphéraky, 1908)
status

 

1646 Ethmia candidella (Alphéraky, 1908) View in CoL

Sattler 1967:72, Nr. 18

Identifikation: Flügelspannweite 25–29.5 mm (N= 13). Die beiden Arten Ethmia candidella und Ethmia pusiella (Linnaeus, 1758) sehen sich sehr ähnlich; siehe Differenzialdiagnose ( Tab. 1 View Tab ).

Verbreitung: Sattler (1967:73) nennt Marokko, Algerien, Portugal, Spanien, Südfrankreich, Italien, Südschweiz, Böhmen, Slowakei, Ost-Österreich, Ungarn, Mazedonien, Südrussland, Kleinasien, Syrien, Palästina, Irak und Transkaspien. Karsholt & Razowski (1996) geben folgende Staaten an: Russland, Tschechien, Slowakei, Frankreich, Spanien, Portugal, Italien, Schweiz, Österreich, Ungarn, Jugoslawien, Rumänien und Griechenland.

Vorkommen in der Schweiz: De Lattin (1963) erwähnt erstmals das Vorkommen der Art in der Schweiz. In der Sammlung Wullschlegel im Musée d’histoire naturelle von Sion findet sich ein Männchen ohne Fundortangaben, das aus der Zeit um 1900 stammen muss. Nachforschungen im Naturhistorischen Museum Bern förderten zwölf weitere Belege aus Ausserberg (VS) von drei verschiedenen Sammlern zutage; sie alle steckten bis dahin unter E. pusiella: Ausserberg (VS), 6.9.1953, 1.9.1960 (Schmidlin); 7.9.1956 (Wunderlin) und 8.9.1957 (Müller). Sterzl (1962) publizierte unter E. pusiella die Funde zweier Männchen vom 13.8.1961 und 5.8.1962 aus Zeneggen (VS). Sattler machte ihn auf den Determinationsfehler aufmerksam und so konnte Sterzl (1964) seine Falterfunde von Zeneggen (VS) richtigerweise E. candidella zuordnen. Jüngling (1996:8) gibt unter Ethmia pusiella zwei Funde von Raupen an Lithospermum arvense (heute: Buglossoides arvensis ) an: Zeneggen (VS), April 1993, e. l. 11.8.– 3.9.1993; Raron (VS), 30.3.1994, e. l. 20.– 24.8.1994; Nahrungspflanze, Zeitpunkte des Raupenfundes und des Falterschlupfs lassen kaum daran zweifeln, dass es sich auch hier um E. candidella handeln muss. Aktuellere Funde von E. candidella wurden wiederum nur aus dem Zentralwallis bekannt: Erschmatt (VS), 27.8.2012 (Seliger); Bratsch (VS), 8.9.2012 (Bryner, Sonderegger, Wittland); Leuk (VS), 17. und 19.3.2014 Raupen an Buglossoides arvensis (Hänni, Bryner) ( Abb. 3 View Abb ).

E. candidella E. pusiella Weibliche Genitalstruktur. Zwei augenfällige Unterschiede: a: Ostium am hinteren Rand geschlossen. b: Signum seitlich zugespitzt. E. candidella Weibliche Genitalstruktur. Zwei augenfällige Unterschiede: a: Ostium am hinteren Rand offen. b: Signum seitlich gerundet. E. pusiella

E. candidella E. pusiella Raupe: Rückenzeichnung schwächer; weniger Weissfärbung bei der Sternzeichnung. Raupe: Rückenzeichnung deutlicher; Weissanteil bei der Sternzeichnung. mit mehr

Bionomie: Angaben aus der Literatur: Sattler (1967:73): Raupenpflanzen: Lithospermum , Cerinthe major , Borago officinalis , Asperugo procumbens , Lithospermum purpureocaeruleum . Jüngling (1996:8): bei den im März– April 1993 und 1994 an Lithospermum arvense gefundenen und als E. pusiella determinierten Raupen (e.p. 11.8.– 3.9.1993) könnte es sich auch um E. candidella gehandelt haben.

Eigenbeobachtungen: Flugzeit der Imago im August und September. Die meisten Daten stammen aus der ersten Septemberwoche. Als Lebensraum mit Raupenfund konnte bei Leuk (VS) eine südexponierte Fläche zwischen einem Weg und einem Rebberg mit mehreren 100 Buglossoides arvensis -Pflanzen festgestellt werden. Der Lebensraum bei Bratsch (VS), bei dem mehr als 10 Falter ans Licht anflogen, besteht aus Wegrändern zu Rebbergen und einer grösseren Ruderalfläche. Höhenverbreitung: Leuk (VS) 620 m, Erschmatt (VS) 1220 m. Zwei erste Zuchtversuche mit Eiern von Weibchen, die Rudi Seliger im August 2012 bei Erschmatt (VS) gefangenen hatte ( Abb. 2 View Abb ), erfolgten in Unkenntnis der richtigen Nahrungspflanze mit Myosotis (Vergissmeinnicht) und Lithospermum officinale . In beiden Versuchen verweigerten jedoch fast alle Raupen eine Nahrungsaufnahme und es konnte jeweils nur ein einziges Tier bis zum Falter gezogen werden. Der Fund nahezu erwachsener Raupen bei Leuk (VS) an Acker-Steinsame, Buglossoides arvensis am 17.3.2014 durch Simon Hänni ermöglichte eine weitere Zucht. Diese einjährige Nahrungspflanze treibt im Verlauf des Spätherbstes und des Winters aus den Samen aus, steht im März bereits in Blüte und stirbt im späteren Frühling vollständig ab. Zur Flugzeit der Falter im Spätsommer konnte die Pflanze nicht gefunden werden. Noch vor Ende März waren die Raupen ausgewachsen. Auf der Suche nach einer geeigneten Verpuppungsstelle können drei bis vier Tage rastlosen Umherlaufens vergehen. Die Verpuppung erfolgt in einem dichten weissen Gespinst in der Bodenstreu. Die Puppenruhe dauert rund vier Monate. Die Falter schlüpfen im August und fliegen bis September (Bryner). Das Überwinterungsstadium ist nicht bekannt; infrage kommen Ei oder Jungraupe.

Tab.1. Differenzialdiagnose von E.candidella undE.pusiella. (Fotos R.Bryner,Zeichnungen P.Sonderegger)

E. candidella E. pusiella
Hinterflügel-Oberseite ♂ und ♀: Weiss mit sehr wenig Graufärbung. Hinterflügel-Oberseite ♂ und ♀: Weiss mit deutlicher Graufärbung,vorwiegendimBereichdesVorderrandes.
E. candidella E. pusiella
Hinterflügel-Oberseite nur ♂: an der Basis des Vorderrandes mit Haarbüschel. E. candidella Hinterflügel-Oberseite: an der Basis des Vorderrandes ohne Haarbüschel. E. pusiella
Männliche Genitalstruktur. Zwei augenfällige Unterschiede: a: Caudaler Teil der Gnathos breit. b: Einbuchtung der Valve klein. Männliche Genitalstruktur. Zwei augenfällige Unterschiede: a: Caudaler Teil der Gnathos klein. b: Einbuchtung der Valve gross.

Kingdom

Animalia

Phylum

Arthropoda

Class

Insecta

Order

Lepidoptera

Family

Ethmiidae

Genus

Ethmia

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