Elophos caelibaria (Heydenreich, 1851)

Rezbanyai-Reser, Ladislaus & Aistleitner, Eyjolf, 2013, Elophos caelibaria senilaria (Fuchs, 1901) und spurcaria (de la Harpe, 1853) in der Schweiz und Vorarlberg, Österreich (Lepidoptera: Geometridae)., Entomo Helvetica 6, pp. 129-134 : 130-132

publication ID

https://doi.org/ 10.5169/seals-986049

DOI

https://doi.org/10.5281/zenodo.8060203

persistent identifier

https://treatment.plazi.org/id/03B687DD-D26E-FFBD-C6C6-6515FC0E3373

treatment provided by

Carolina

scientific name

Elophos caelibaria (Heydenreich, 1851)
status

 

Elophos caelibaria (Heydenreich, 1851) View in CoL View at ENA in der Schweiz

Elophos caelibaria ist in den höheren Lagen der Alpen wahrscheinlich sehr weit verbreitet und örtlich auch mehr oder weniger häufig. Sie wird in «Roten Listen» manchmal als «potenziell gefährdet» ( Hauser et al. 1996) oder als «extrem seltene Art mit geografischer Restriktion» ( Wolf & Hacker 2003) bezeichnet, dies aber zu Unrecht. Da die Nachtfalterfauna und ihre Lebensräume nur wenig untersucht sind, scheint caelibaria selten zu sein. In felsigen, schuttreichen, grasigen Hochgebirgslandschaften ist eine grossflächige Gefährdung dieser Art jedoch kaum zu befürchten.

Mit Geduld und Glück können manchmal die wahrscheinlich sehr polyphagen Raupen unter Steinen gefunden werden. Die Weibchen sind flugunfähig mit nur sehr schwach entwickelten Flügeln. Sie sitzen unter Steinen oder an Felsen, sind gut getarnt und deshalb schwer zu finden. Die Männchen können tagsüber vor allem von Felsen gelegentlich aufgescheucht werden, sie sind aber grundsätzlich nachtaktiv und fliegen an künstliche Lichtquellen.

Eine interessante Beobachtung gelang am 29.7. 1984 in den Zentralschweizer Nordalpen, auf dem Westgrat der Brisen im Kanton Nidwalden auf 2 200 m ü. M. Unmittelbar vor Sonnenuntergang schwärmten die Männchen von caelibaria auf einem sehr steilen, felsig-grasigen Nordhang in grosser Zahl mit unruhigem, raschem Flug. Den Grat erreichten nur wenige, sie kehrten dort sofort um und flogen wieder bergab. Kein Einziges flog weiter an die Südseite des Grates. Nur zufällig konnten einige gefangen werden. Auf der Südseite, unmittelbar unterhalb des Grates, flogen in der gleichen Nacht keine ans Licht. Einige Jahre früher, am 5.8.1975 erschienen an der gleichen Stelle 4 Männchen am Licht, wobei damals keine Dämmerungsaktivität festzustellen war ( Rezbanyai-Reser 1984).

Wie dies bei Hochgebirgsarten meist der Fall ist, entstanden durch die postglaziale geografische Isolation mehrere unterschiedliche Lokalformen von caelibaria , die man heute als Unterarten bezeichnen kann. In der Schweiz und im Vorarlberg kommen nur zwei infrage, nämlich die in den Nordalpenketten lebende ssp. se nilaria (Fuchs, 1901) mit kleinwüchsigeren, helleren, schwächer gezeichneten und etwas spitzflügeligen Männchen und die in den Südalpenketten lebende ssp. s purcaria (de la Harpe, 1853), bei der die Männchen robuster, breitflügeliger, deutlicher gezeichnet und oft mehr oder weniger grob mit dunkelgrauen Schuppen bestreut sind ( Abb. 1 View Abb ). Die Weibchen sind bei senilaria kleiner, zierlicher, heller und mit feineren Flügelchen versehen als bei spurcaria. Beide Taxa sind variabel. In den Genitalien scheinen aber keine konkreten, konstanten Unterschiede zu existieren. In Scoble (1999) wird spurcaria ohne nähere Begründung als eine eigene, von caelibaria unabhängige Art aufgeführt. Auch wenn dies nicht ausgeschlossen werden kann, sind konkrete Hinweise oder eine Publikation darüber nicht bekannt. In der Bündner Lepidopterenliste von Schmid (2007) wird lediglich « caelibaria » aufgeführt, im Schweizer Lepidopterenkatalog «SwissLepTeam 2010» sind jedoch auch die oben genannten Einzelheiten erwähnt.

In der Schweiz gibt es etliche bekannte Fundorte der beiden Taxa, auch wenn diese zurzeit grösstenteils noch nicht elektronisch erfasst sind. Es handelt sich dabei um Gelegenheitsfänge, und es gibt nur ganz wenige Funddaten, die aus regelmässigen Untersuchungen (Tag- oder Lichtfängen) stammen.

Die ssp. senilaria scheint in der Schweiz in den Nordalpen und die ssp. spurcaria vor allem in den Südalpen zu leben. In diesem Zusammenhang wäre das Gotthardgebiet besonders interessant, wo die beiden Taxa im Westen durch den Furkapass und im Osten durch den Oberalppass zusammentreffen könnten. Aus diesem Teil der Alpen sind aber praktisch keine caelibaria -Funde bekannt. Bei Aufsammlungen mit Lichtfalle und Lichtfängen in der Umgebung des Gotthard-Passes um 2 100 m ist 1979–99 keine einzige caelibaria gefangen worden ( Rezbanyai-Reser 1999). 1981–84 war in den Monaten Juni-Oktober an der Ostseite des Furkapasses, oberhalb Realp (UR) beim Restaurant Galenstock (2 000 m), kontinuierlich eine Lichtfalle in Betrieb. In dieser waren ebenfalls weder spurcaria noch senilaria belegt worden ( Rezbanyai-Reser 1985). Auch in den Zentralschweizer Nordalpen ist es bisher nur an zwei Orten gelungen, senilaria nachzuweisen. Einerseits auf dem Brisen-Haldigrat (NW) bei 2 200 m (siehe oben), andererseits auf dem Pilatus-Kulm (NW / OW), 2 060 m, wo in den Jahren 1977–80 eine Lichtfalle kontinuierlich in Betrieb war und 88 senilaria nachgewiesen wurden (Rezbanyai-Reser 1982). Von zwei weiteren, vielleicht nicht mehr genügend hoch gelegenen Orten der Zentralschweizer Nordalpen liegen gar keine senilaria -Funddaten vor: Brisen-Haldigrat (NW), Restaurant bei 1 920 m, 1972–75 ( Rezbanyai-Reser 1984) und Fronalpstock (SZ), 1 860–1 900 m, 1979–87 ( Rezbanyai-Reser 1988). Im isolierten Rigi-Gebiet mit einer maximalen Höhe von 1 798 m scheint die Art zu fehlen (kontinuierliche Lichtfallenfänge auf dem Rigi-Kulm (SZ) bei 1 760 m, 1977–80: Rezbanyai-Reser 1983). Trotzdem ist anzunehmen, dass senilaria in den Zentralschweizer Nordalpen oberhalb etwa 2 000 m weit verbreitet ist.

Kontinuierliche Daten zur Flugzeit liegen nur vom Pilatus-Kulm vor(Rezbanyai-Reser 1982, S.34, Diagramm 10): 1977 gab es 40 Fänge vom 2. bis 14. Juli mit einer Hauptflugzeit Anfang Juli. 1978 gelangen lediglich 3 Fänge Ende Juli. 1979 wurden 19 Fänge zwischen dem 6. Juli und dem 6. August mit einer Hauptflugzeit Ende Juli registriert. Schliesslich flog die Art 1980 (23 Ex.) erst zwischen dem 5. und 25. August in die Lichtfalle, mit einer Hauptflugzeit anfangs August. Bei hochalpinen Arten ist es typisch, dass die Flugzeiten witterungsbedingt von Jahr zu Jahr sehr unterschiedlich ausfallen. Eine zweijährige Häufigkeitsschwankung, wie sie bei hochalpinen Arten manchmal auftritt, war dabei nicht festzustellen.

Kingdom

Animalia

Phylum

Arthropoda

Class

Insecta

Order

Lepidoptera

Family

Geometridae

Genus

Elophos

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