Hylaeus (Hylaeus) mariannae THEUNERT , 2013
publication ID |
https://doi.org/ 10.5281/zenodo.10787724 |
persistent identifier |
https://treatment.plazi.org/id/03B4287D-656D-FFBE-FF39-A1A9FC41DC28 |
treatment provided by |
Felipe |
scientific name |
Hylaeus (Hylaeus) mariannae THEUNERT , 2013 |
status |
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Hylaeus (Hylaeus) mariannae THEUNERT, 2013
Hylaeus (Hylaeus) mariannae THEUNERT, 2013 , 1♀. – Mitt. Internat. Entomol. Ver. 38 (1/2): 63-67. Holotypus ♀: Frankreich: Korsika, zwischen Haut Asco und Pic Von Cube, ca. 1735 m; coll. SDEI.
= Hylaeus (Hylaeus) angustatus (SCHENCK, 1859) View in CoL , syn. nov.
Die in der Beschreibung geschilderten Besonderheiten des einzelnen vorliegenden Exemplars passen zur Insel- und Gebirgslage des Fundorts, sie liegen innerhalb der normalen individuellen Variation. In die Hylaeus nivalis -Gruppe gehört das Tier nicht, das Propodeum ist grob netzartig gerunzelt, und es besitzt die vorn vertiefte und etwas aufgebogene Kante der Mesopleuren, die charakteristisch ist für das H. angustatus - Weibchen ( Abb. 2 View Abb ).
Hylaeus (Hylaeus) moricei ( FRIESE, 1898) Prosopis View in CoL moricei FRIESE, 1898 View in CoL , ♀ ♁. – Termész. Füzet. 21: 310. Ägypten: bei Suez; Lectotypus ♁ coll.
ZMB.
Prosopis gracilicornis var. luteifrons STRAND, 1909 , ♁. – Ent. Rdsch. 26: 72. Krim, Sudagh; coll. SDEI.
Prosopis moricella BISCHOFF, 1954, ♁ ♀. – Abh. bayer. Akad. Wiss., N.F. 69-72. Holotypus ♁: Ungarn, Simontornya ; coll. ZMB.
Prosopis moricella f. atricallosa BISCHOFF ,, 1954, ♁ ♀. – Abh. bayer. Akad. Wiss., N.F. 72-73. Holotypus ♁: Ungarn, Simontornya ; coll. ZMB.
Prosopis nigrifacies BRAMSON sensu WARNCKE, 1972. – Bull. Rech. Agron. Gembloux, N.S. 5: 755; nec BRAMSON, 1879, DATHE 1980: 262.
Prosopis nigrifacies rhenana WARNCKE, 1986. – Entomofauna, Suppl.3: 77. Holotypus ♁: Deutschland, Karlsruhe ; coll. OLML.
In der Checklist wird anstelle des gut eingeführten Taxons, das ich hier als Hylaeus moricei (kurz moricei) bezeichne, der Name Hylaeus nigrifacies (kurz nigrifacies) verwendet, zu Unrecht.
Das Taxon moricei ist eine kleine, nicht sehr häufige aber aussergewöhnlich weit verbreitete Art ( Abb. 3 View Abb ). Man findet sie von Iberien bis nach Mittelasien, aber auch südlich in Nordafrika ( Ägypten). Sie ist offenbar an Stillgewässer und deren Umfeld gebunden. Sie wurde unter anderem mit verlassenen Lipara -Gallen des Schilfs (Phragmites) in Verbindung gebracht (vgl. WESTRICH 2019: 425). Während die Weibchen nur schwer von ähnlichen zierlichen Arten wie Hylaeus paulus BRIDWELL, 1919 oder H. gracilicornis (MORAWITZ, 1867) zu unterscheiden sind, ist das Männchen durch seine besondere Stirnbildung sofort kenntlich. Die Frons trägt eine breite, flache, seitlich kantige Impression, die mit silberweissen Haaren bedeckt ist ( Abb. 3B View Abb ). Das Merkmal ist einzigartig unter den paläarktischen Hylaeus -Arten, und das ist der Grund dafür, dass es unter den Apidologen zu keiner Zeit Differenzen zur Identität der Art gab. Die Filzfläche kann lokal in Grösse und Deutlichkeit variieren, daraus wurden Formen und Unterarten definiert, aber alle beziehen sich letztlich auf das Taxon moricei. Definitiv alle Apidologen des 20. Jahrhunderts verwendeten den Artnamen moricei, sofern die Art zu ihrem Thema gehört; ich nenne nur (die Erstautoren) MÉHELY (1935), STOECKHERT (1954), BISCHOFF (1954), MÓCZÁR (1960), LECLERCQ (1964), OSYCHNJUK (1970, 1978), DATHE (1980), RASMONT (1995), SCHWARZ (1996), AMIET (1999), ORNOSA (2004), ORTIZ- SÁNCHEZ (2002), TOMOZEI (2005), PROSHCHALYKIN (2017), WESTRICH (2019), ÖZBEK (2020).
Kein Autor jedoch verwendet ein Taxon nigrifacies. Dieser Name erscheint nur in wenigen formalen Artenlisten, so bei DALLA TORRE (1896: 28) und MEADE- WALDO (1923: 20), hier aber stets unkommentiert, praktisch als nomen nudum.
Für die taxonomische Bewertung ist folgender Sachverhalt zu berücksichtigen. Dem Standard seiner Zeit entsprechend, gab BRAMSON (1879: 281) für ein Exemplar aus dem Gouvernement Jekaterinoslaw im Südosten der Ukraine die folgende kurze Beschreibung:
7. H. nigrifacies nov. spec. ♀.
Niger, antennis brevibus, flagello subtus ferrugineo, fascia pronoti interrupta, callis et tegulis, genubus omnibus flavis; mesonoto opaco, crebre punctata, area inferiore metathoracis determinata. Long. 4 mm.
Similis pictipedi Nyl. sed differt faciei omnino nigro, alis hyalinis et segmenti 1-mo striga apicali caret.
Juli 1 ♀.
Diese Beschreibung gibt keinerlei Anhaltspunkt für Warnckes Deutung. Der einzige positiv verwertbare Hinweis, das „gänzlich schwarze Gesicht“, schliesst moricei sogar aus: das Weibchen von H. moricei hat zwei weisse Flecken im Gesicht ( Abb. 3A View Abb ). Dafür schiebt WARNCKE (1986: 77) später die Behauptung nach, „im dunklen Gesicht fallen die normalerweise vorhandenen schmalen und kurzen Gesichtsstreifen auch bei diesem Weibchen nicht auf“. Er kann seine falsche Deutung nur mit weit hergeholten Hilfsannahmen aufrechterhalten.
Bramsons Hinweis auf H. pictipes hilft auch nicht weiter, zumal diese Art sogar einem anderen Subgenus, Paraprosopis, angehört. Aber auch im eigenen Subgenus Hylaeus s. str. kommen mehrere Arten infrage, wie die schon genannten H. paulus oder H. gracilicornis . Die Beschreibung von Bramson passt ebenso auf Dentigera - ♀♀ mit schwarzem Gesicht, nichts weist auf eine bestimmte Spezies hin. Allein diese Zweifel schliessen nach dem Internationalen Code für Zoologische Nomenklatur eine Zordnung aus – nigrifacies ist klar ein nomen dubium. DATHE (1980: 262) hatte das bereits festgestellt.
Was mag WARNCKE (1972: 755-756) veranlasst haben, bei dieser Sachlage nach 93 Jahren stabilen Gebrauchs den Namen Hylaeus moricei durch Prosopis nigrifacies ersetzen zu wollen – ein durch Typus-♁ klar definertes Taxon durch ein nomen dubium- ♀, für das kein Beleg existiert? Dahinter steht keinerlei wissenschaftliche Erkenntnis, sondern eine willkürliche Deutung. Stabilität des Namens jedenfalls kann nicht das Ziel gewesen sein. Kenner wissen überdies, dass in den weitaus meisten Fällen die Männchen der Gattung Hylaeus die reicheren Merkmalsträger sind und sich entsprechend besser als Holo- bzw. Lectotypen eignen.
In der neuen Checklist ( GHISBAIN et al. 2023: 49) folgt Le Divelec Warnckes Deutung mit dem Argument, WARNCKE (1986: 77) habe einen Neotypus bestimmt, der definitiv gültig sei. Allerdings hätten die Autoren gut daran getan, diese Neotypen-Festlegung zunächst auf seine Konformität mit den Anforderungen des ICZN zu überprüfen; das Ergebnis wäre anders ausgefallen und uns eine möglicherweise folgenreiche Fehlangabe erspart geblieben. Die internationale Szene, die Warnckes Umgang mit dem Regelwerk kennt – zum Beispiel sein Festhalten an Prosopis als Gattungsnamen der Maskenbienen – hat in den vergangenen 37 Jahren zu Recht keine Notiz von diesem „Neotyp“ genommen.
In seinem Buch „Die Kunst der Benennung“ äussert sich Prof. Michael Ohl vom Museum für Naturkunde Berlin auch zur Festlegung von Neotypen (OHL 2015: 125). Er unterstreicht, dass „die Nomenklaturregeln mehrfach und mit ziemlichem Nachdruck darauf hinweisen, dass eine Neotypus-Festlegung nur unter ganz bestimmten Bedingungen erlaubt ist. […] Sie ist nur dann gestattet, wenn diese Festlegung der nomenklatorischen Stabilität dient. In anderen Worten, ein Neotypus darf nur dann erwählt werden, wenn es nötig ist, wenn also ein taxonomisches Problem nur durch einen Neotypus gelöst werden kann.“ Geregelt ist das mit dem Artikel 75. „ Neotypes “ des ICZN.
(1) Artikel 75.3. „Qualifying conditions“ verlangt, dass ein ausdrücklicher Bedarf an einem Neotypus besteht und dieser nachzuweisen ist.
Im aktuellen Fall besteht überhaupt kein taxonomisches Problem, das gelöst werden müsste. Für das Taxon Hylaeus moricei ( FRIESE, 1898) gibt es seit 125 Jahren einen durch Typen fixierten Status, der stabil verwendet wird. Das nominale Taxon Prosopis nigrifacies BRAMSON, 1879 hingegen ist ein nomen dubium, das ohne Auswirkungen ungeklärt fortbestehen kann bzw. muss; seine Reanimation würde durch seine faktisch unbegründbare Deutung die Stabilität des validen Namens verletzen.
(2) Der Autor muss die Notwendigkeit der Bestimmung eines Neotypus in der Publikation ausdrücklich begründen.
Warnckes Begründung lautet: „Da die Sammlung von Bramson nicht mehr existiert, wird hier ein Neotypus … festgelegt.“ Das ist eine rein formale Deutung „as an end in itself or as a matter of curatorial routine“, die unter Artikel 75.2. „Circumstances excluded“ fällt; eine unbegründete Neotypen-Designation ist invalid.
(3) Artikel 75.3.2. verlangt die Angabe von Merkmalen, die den Neotypus von anderen Taxa unterscheiden.
Das wird nicht angegeben; es ist insofern auch nicht möglich, als das fragliche Taxon nigrifacies ein nomen dubium ist ( DATHE 1980: 262). Es gibt in der Originalbeschreibung kein positives Merkmal, das sich mit dem Neotypus eindeutig verbinden lässt. Vielmehr unterscheiden die hellen Gesichtsflecken den Neotypus von der Originalbeschreibung ( Abb. 3A View Abb ).
(4) Artikel 75.3.4. verlangt Angaben, warum ein Autor namentragende Typusexemplare für verloren hält, sowie die Schritte, die unternommen wurden, um sie aufzuspüren. WARNCKE (1986) stellt lediglich apodiktisch fest, dass die Sammlung Bramsons nicht mehr existiert; eine Nachprüfung wird nicht erwähnt und fand offenbar auch nicht statt. Eine Nachfrage bei den Kiewer Kollegen (A. Osychnjuk, V. Radchenko) wäre möglich bzw. sogar notwendig gewesen.
(5) Artikel 75.3.5. verlangt den Nachweis einer Übereinstimmung des Neotypus mit der Originalbeschreibung.
Der Neotypus stimmt mit der Originalbeschreibung nicht überein, er hat kein schwarzes Gesicht. Warncke deutet die Angabe „facies omnino nigro“ willkürlich als unauffällig und von Bramson übersehen („im dunklen Gesicht fallen die normalerweise vorhandenen schmalen und kurzen Gesichtsstreifen […] nicht auf“).
Summa summarum ist festzuhalten: die Festlegung eines Neotypus durch WARNCKE (1986: 77) ist nach den Regeln des Internationalen Codes für Zoologische Nomenklatur sowohl in der Sache wie in der Form definitiv ungültig, die Einführung des nominellen Taxons Prosopis nigrifacies BRAMSON, 1879 in die Synonymie von Hylaeus (Hylaeus) moricei ( FRIESE, 1898) ist unbegründet und nachdrücklich zurückzuweisen.
Revidierende Autoren sollten besonders sorgfältig darauf achten, dass durch nachlässigen Umgang mit dem Regelwerk nicht der Willkür Einzelner Tür und Tor geöffnet werden. Die zeitgenössischen Apidologen werden darüber sachlich entscheiden.
No known copyright restrictions apply. See Agosti, D., Egloff, W., 2009. Taxonomic information exchange and copyright: the Plazi approach. BMC Research Notes 2009, 2:53 for further explanation.
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Hylaeus (Hylaeus) mariannae THEUNERT , 2013
H, Holger 2023 |
Hylaeus (Hylaeus) mariannae
THEUNERT 2013 |
gracilicornis var. luteifrons
STRAND 1909 |
moricei
FRIESE 1898 |